Baustart für Zentralklinik
Fertigstellung für 2029 geplant / Minister überreicht weiteren Förderbescheid über 110 Millionen Euro
Er wurde mehrfach vertagt und sorgte auch deshalb für Gesprächsstoff: der erste Spatenstich für den Bau der Zentralklinik für Ostfriesland in Georgsheil/Uthwerdum. Ein umstrittenes Projekt, das durch den symbolischen Akt am 18. November „greifbare Realität zu werden“ beginne – wie es Emdens Oberbürgermeister Tim Kruithoff (parteilos) an diesem Tag formulierte.
Nach jahrelangem Hin und Her und Planen entsteht in der Gemeinde Südbrookmerland ein Krankenhaus-Neubau, der die Kliniken in Emden, Aurich und Norden ersetzen und rund 800 Betten zählen soll. Das Vorhaben ist seit Langem umstritten – in zwei Bürgerentscheiden wurde darüber abgestimmt. Denn für die Einwohnerinnen und Einwohner sowie Touristen bedeutet der Wegfall der anderen Kliniken längere Fahrtzeiten zum nächsten Krankenhaus. Das Grundstück für den Neubau gleich neben der Bundesstraße 72 ist 36 Hek-tar groß, was etwa der Größe von 50 Fußballfeldern entspricht. Die Kosten liegen bei rund 822 Millionen Euro, fast doppelt so hoch wie ursprünglich geplant. Einen Großteil davon trägt das Land Niedersachsen. Und so griff auch Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) mit den örtlichen Verantwortlichen zum Spaten. Ebenfalls in Aktion: der Geschäftsführer der Trägergesellschaft, Dirk Balster. „Dieser symbolische Akt markiert den Beginn eines zukunftsweisenden Bauprojekts, das die stationäre Gesundheitsversorgung der Region nachhaltig auf hohem Niveau stärken wird“, so Balster. Landrat Olaf Meinen, der derzeit den Vorsitz im Aufsichtsrat der Trägergesellschaft innehat, sagte: „Wir sind stolz darauf, allen Herausforderungen erfolgreich begegnet zu sein, und freuen uns, dass heute der Startschuss für die neue Zentralklinik fällt. Mit dieser neuen Klinik schaffen wir eine moderne, leistungsstarke Gesundheitsinfrastruktur, die den Bürgerinnen und Bürgern unserer Region die bestmögliche medizinische Versorgung bieten wird.“
„Heute endlich beginnt ein Projekt greifbare Realität zu werden, das nicht nur heute, sondern für Generationen von Bedeutung sein wird“, so Oberbürgermeister Tim Kruithoff. „Dieses Bauprojekt ist ein Bekenntnis zur langfristigen, herausragenden Gesundheitsversorgung in Ostfriesland. Hier entsteht ein Ort, der nicht nur den aktuellen Standards gerecht wird, sondern Raum für innovative Entwicklungen bietet, die das Wohl der Menschen in unserer Region in den Mittelpunkt stellen.“
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Übergabe eines weiteren Fördermittelbescheids durch den Landesgesundheitsminister. Bereits Anfang des Jahres hatte Andreas Philippi einen 148-Millionen-Euro-Scheck in Emden übergeben. Im Rahmen des symbolischen Spatenstichs überreichte der Minister nun den zweiten Bescheid über 110 Millionen Euro und betonte dabei die Bedeutung des Projekts: „Wir investieren nicht nur in ein Bauprojekt, sondern auch in die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen in der Region. Unser Ziel ist es, die Gesundheitsversorgung für die Bürgerinnen und Bürger nachhaltig zu stärken und zukunftssicher zu gestalten.“
Dirk Balster fügte hinzu, man habe mit dem Bau noch eine „große und schwierige Aufgabe“ vor sich. Die Eröffnung sei für 2029 geplant. Aktuell sei man dabei, Fachpersonal für die Klinik zu gewinnen, und das sei auch schon gelungen. Balster nannte Zahlen zu den nun sichtbaren Dimensionen des „Riesenprojekts“: Es geht um 115000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, 64000 Kubikmeter Beton, 180 Kilometer Kabel, 50 Kilometer Trinkwasserleitung, 4000 Räume.
Die Erleichterung über den längst überfälligen Baustart war unter den rund 200 Gästen im Festzelt spürbar und klang in allen Reden durch. Mit harten Bandagen hatten Befürworter und Gegner der Klinik seit 2013 über das Für und Wider gestritten. Mit den oftmals hitzigen Diskussionen rund um den Klinik-Neubau beschäftigten sich die Redner nur am Rande. Klares Signal: „Wir blicken in die Zukunft.“ So sagte es wenigstens der aktuelle Geschäftsführer der Trägergesellschaft, die die Klinik baut. Balster ist erst seit Januar 2023 dabei, ist damit unbelastet von den Diskussionen, die sein Vorgänger Claus Eppmann – auch er war vor Ort – aushalten musste. Den Dank von Landrat Meinen nahm Balster an, schränkte aber ein: „Wir müssen jetzt arbeiten. Und uns den nächsten Dank verdienen.“ Zum Beispiel, indem man im Zeitrahmen und im finanziellen Rahmen bleibe. Und indem man vorausschauend baue, so Balster.
Die Zukunft der Krankenhäuser wird zurzeit in Berlin verhandelt. Der Bundesgesundheitsminister will kleine, unrentable Häuser dazu bringen, zu schließen. Überzählige Krankenhausbetten müssten abgebaut werden. Weitere Zentralkliniken sollen auch an anderen Orten in Niedersachsen entstehen: Unter anderem im Heidekreis und im Landkreis Diepholz. Gesundheitsminister Andreas Philippi: „Diese viel diskutierte Krankenhausreform wird hier schon jetzt greifbar.“