Container-Riese auf Grund gelaufen

Die „Mumbai Maersk“ steckte vor Wangerooge fest und konnte nach 25 Stunden freigeschleppt werden

Havarie vor Wangerooge: Bei der Bergung des 400 Meter langen Frachters kamen auch zwei Hochseeschlepper aus den Niederlanden zum Einsatz. Foto: dpa

Wangerooge. Eine spektakuläre Havarie in der Nordsee ist gerade noch glimpflich ausgegangen: Die „Mumbai Maersk“, eines der größten Containerschiffe der Welt, war in der Nacht zum 3. Februar nördlich von Wangerooge auf Grund gelaufen. Sie konnte im zweiten Versuch freigeschleppt werden. Menschen wurden nicht verletzt, es wurde keine Ladung verloren und es sind offenbar auch keine Schadstoffe ausgetreten.

Der Container-Riese war von Rotterdam auf dem Weg nach Bremerhaven, als er in der Weser-Ansteuerung plötzlich seinen Kurs um 180 Grad änderte, einen Kreis fuhr und am Ende neben der Fahrrinne auf einem Spülfeld für Baggergut landete.

Ein erster Bergungsversuch am nächsten Morgen schlug fehl, weitere Schlepper wurden zur Unfallstelle beordert, denn für die Bergung des 400 Meter langen und 58 Meter breiten Schiffes braucht man Kraft, Wasser – und ein bißchen Glück. Das Schiff war mit rund 7300 Containern beladen, nur bei Hochwasser gab es eine Chance, ihn von der Sandbank zu ziehen. Ausgerechnet das fiel aber 40 Zentimeter niedriger aus als normal, weshalb ein zweiter Bergungsversuch am Mittag auf die Nachtstunden verschoben wurde.

Immerhin: „Das Schiff ist intakt, es treten keine Schadstoffe aus“, sagte ein Sprecher des Havariekommandos in Cuxhaven. Die Sandbank vor Wangerooge sei seit Jahren bekannt, in digitalen Seekarten verzeichnet und mit Tonnen markiert. Zur Unfallursache gibt es derzeit nur Spekulationen: Die Wasserschutzpolizei hat Daten gesichert, ein Grund könnten Probleme mit der Ruderanlage gewesen sein. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) beobachtete die Havarie der „Mumbai Maersk“ mit großer Sorge. „Denn unser Wattenmeer ist ein äußerst sensibler und besonders wertvoller Naturraum. Hier hat man sofort wieder die unschönen Erinnerungen und Bilder der Havarie der ,MSC Zoe‘ vor Augen.“

Nach gut 25 Stunden auf Grund gelang es, den riesigen Containerfrachter freizuschleppen. Das vom Havariekommando koordinierte Bergungsteam setzte dazu die kombinierte Kraft von vier starken Hochseeschleppern und fünf Hafenschleppern ein. Mit dem Nachmittagshochwasser erreichte das Schiff dann aus eigener Kraft Bremerhaven. Die Nordseeküste entging damit den Risiken und möglichen Umweltschäden, die ein länger dauerndes Festsitzen des Schiffes bedeutet hätten.

Gerd-Christian Wagner, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN), sagte: „Unsere Position ist, dass dieser Gigantismus bei Containerschiffen endlich aufhören muss.“ Insbesondere seit der Havarie der „MSC Zoe“ im Januar 2019 fordert die SDN neue Richtlinien für mehr Sicherheit bei Großcontainerschiffen und eine Größenbegrenzung für Frachter. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) zeigte sich „entsetzt, dass solch ein Vorfall erneut passieren konnte“, so Nabu-Niedersachsen-Chef Dr. Holger Buschmann.