„Keerlke“ für Heinz Janssen
Das Ostfriesland Magazin berichtete im Januar 2020 über den Plattdeutschschreiber und „Dat fre’e Nakieksel“
Friedeburgs Bürgermeister Helfried Goetz (im Hintergrund) hielt die Laudatio zur „Keerlke“-Preisverleihung. Mehr als 4000 Einträge hat der Wittmunder Heinz Janssen für Wikipedia ins Plattdeutsche übersetzt. Aus Freude an seiner Regionalsprache. Damit werde sie global, freut man sich bei Ostfreeske Taal. Foto: Holger Bloem
Wittmund. Wer in dieses plattdeutsche Universum des Wissens eintaucht, ist erst einmal lange beschäftigt: Die Online-Enzyklopädie „Wikipedia“ auf Platt ist seit ihrem Start am 27. April 2003 kontinuierlich gewachsen. Nach dem allerersten Artikel folgten viele Tausende. Mittlerweile hat das digitale Lexikon über 60000 Artikel zu bieten. Zwar sind das weitaus weniger Artikel, als die hochdeutsche Schwester, die fast 2,5 Millionen Artikel umfasst. Allerdings arbeiten an der Sprachversion auf „Plattdüütsch“ auch weitaus weniger Autoren, die sogenannten „Wikipedianer“, mit.
Obwohl „Dat fre’e Nakieksel“ schon über fast 17 Jahre existiert und Abertausende Artikel umfasst, ist es ziemlich unbekannt. „Wenn man sagt, dass es ein Prozent der Leute weiß, ist das wahrscheinlich schon hochgegriffen“, schätzt Heinz Janssen. Dennoch schreiben er und seine Mitstreiter fleißig weiter und hoffen, dass das plattdeutsche Wikipedia künftig mehr Bekanntheit erlangt. „Ich tue gerne was für die Allgemeinheit und hoffentlich hilft es dabei, dass die plattdeutsche Sprache nicht ausstirbt“, beschreibt der Wittmunder seine Motivation (s. OMa 1/2020).
Jetzt erhielt er dafür den „Keerlke“, quasi den ostfriesischen Oscar, vom Verein „Oostfreeske Taal“. Das Ostfriesland Magazin berichtete im Januar 2020 ausführlich über die plattdeutsche Version der Online-Enzyklopädie. Der damalige OMa-Redakteur Stefan Hellmich stieß zufällig auf eine der Seiten und war überrascht, dass es das Online-Lexikon auch auf Plattdeutsch gibt. Wie sich herausstellte, war er kein Einzelfall: Obwohl die plattdeutsche Wikipedia-Seite mit mittlerweile über 60000, teilweise sehr ausführlichen Einträgen überraschend umfangreich ist, kannte keiner, den er fragte, „Dat fre‘e Nakieksel“. Er war der Meinung: „Das ist schade: Die Arbeit von Heinz Janssen und seinen Mitstreitern verdient mehr Beachtung!“
Der Meinung war auch der Verein „Oostfreeske Taal“, der Heinz Janssen, nachdem die Ehrung Corona-bedingt im vergangenen Jahr ausfallen musste, nun mit dem „Keerlke“ ehrte. Friedeburgs Bürgermeister Helfried Goetz (parteilos) hielt die Laudatio und überraschte damit auch den Geehrten, der von der Auszeichnung nichts wusste und sichtlich überrascht war. Heinz Janssen bedankte sich anschließend via E-Mail auch bei Stefan Hellmich: „Letztlich habe ich den Preis zwar auch meiner Arbeit, aber auch Ihnen zu vedanken. Sie haben seinerzeit die Idee gehabt, mich zu interviewen. Ohne Ihre Geschichte im Ostfriesland Magazin wäre das alles nicht so ins Rollen gekommen. Dafür danke ich Ihnen recht herzlich!“