Meyer Werft will 440 Jobs streichen
Existenzielle Krise/ Finanzierungslücke von 2,7 Millionen Euro / Kundgebung mit 2000 Beschäftigten
Die Belegschaft der Meyer Werft protestierte vor dem Werkstor gegen den Abbau der Arbeitsplätze.
Papenburg. Die Gerüchte kursierten schon lange durch Ostfriesland: Der Meyer Werft geht es trotz voller Auftragsbücher nicht so gut, wie es scheint. Ende Mai kam die böse Gewissheit: Die Meyer Werft plant den Abbau von rund 440 Arbeitsplätzen. Hintergrund sei eine angespannte finanzielle Lage der Werft, so ein Sprecher. Die milliardenschweren Kreuzfahrtschiffe müssen vorfinanziert werden, Kredite aus der Corona-Zeit müssen bezahlt werden.
Das Unternehmen beschäftigt rund 3000 Werftmitarbeiter und sichert Zulieferern und Dienstleistern in der Region Aufträge. Der Betriebsratschef der Werft, Andreas Hensen, sagte, der Abbau solle vor allem Mitarbeiter betreffen, die nicht direkt am Bau von Schiffen beteiligt sind.
Der Schock bei den Beschäftigten sitzt tief. Um ihrem Ärger und ihrer Sorge Ausdruck zu verleihen, demonstrierten etwa 2000 Beschäftigte am 4. Juni vor dem Werkstor der Werft. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies hat sich höchst besorgt über die Zukunftsaussichten der kriselnden Meyer Werft geäußert. Das Unternehmen habe zwar schon viele Krisen überstanden, sagte der SPD-Politiker bei der Kundgebung von IG Metall und Betriebsrat. „Zur Wahrheit gehört aber auch, ich kenne keine Zeit, die so schwierig war wie diese.“ Nach Angaben des Sanierungsteams muss die Werft bis Ende 2027 eine Finanzierungslücke von 2,7 Milliarden Euro schließen. Das Werftmanagement muss innerhalb weniger Wochen einen Finanzierungsplan erarbeiten. Die Landesregierung hat indessen Unterstützung signalisiert.