Neubau der Friesenbrücke geht voran

Die bewegliche Eisenbahnbrücke über die Ems soll im nächsten Jahr fertiggestellt werden

Spektakuläre Aktion: Als das Hochwasser der Ems den höchsten Stand erreicht und langsam das Niedrigwasser einsetzt hatte, konnte die 700 Tonnen schwere Stahlkonstruktion vom tragenden Schwimmponton auf die Widerlager im Deichkörper und den Flusspfeiler gesetzt werden.

Weener. Ende Oktober wurde in einer spektakulären Aktion ein 70 Meter langes Bauteil der neuen Friesenbrücke in Weener auf seine Tragekonstruktion gesetzt. Auf einem Spezialponton war das 700 Tonnen schwere Stahlelement zuvor von Papenburg über die Ems nach Weener gebracht und positioniert worden. Zum Einbau am Reformationstag waren viele Schaulustige gekommen, um das Geschehen vom Deich aus zu beobachten. Auch kamen trotz des Feiertags viele Nautiker, Handwerker und Ingenieure, die auf der Großbaustelle beschäftigt sind, mit ihren Familien. Ein spannender Moment ist es vor allem für Alexander Heinemann, Projektleiter bei der Deutschen Bahn für den Neubau der Friesenbrücke. „Bei aller Routine ist dieses Projekt aber eine ganz besondere Herausforderung“, sagte er. Fließgeschwindigkeit der Ems, Wind, Strömung und die Tide mussten bei der Planung ebenso berücksichtigt werden wie der Schiffsverkehr. Und dann galt es, genau den richtigen Moment abzupassen – wenn das Hochwasser den höchsten Stand erreicht hat und langsam Niedrigwasser einsetzt. Durch den absinkenden Wasserstand konnte sich der tonnenschwere Stahlkoloss vom tragenden Ponton auf seine Tragkonstruktion im Deichkörper setzen. Brückeningenieur Guido Tschiegor, unter anderem zuständig für Klappbrücken in Emden und Oldenburg, bezeichnet das Projekt als Vorzeigebaustelle: „Die Mitarbeiter aus unterschiedlichsten Ländern erbringen handwerklich und technisch eine Meisterleistung.“

Spannend wird es dann noch mal im Dezember: Dann wird das mit 145 Metern größte Bauteil der neuen Brücke über die Ems nach Weener gebracht. Der sogenannte Einschwimmprozess wird dann deutlich aufwändiger ablaufen: Dazu muss das Emssperrwerk geschlossen werden, um den Fluss aufzustauen. Nach dem Einbau des beweglichen Brückenteils soll die Brücke über die Ems ab Frühjahr 2025 wieder für den Fuß- und Radverkehr passierbar sein.

Die Friesenbrücke als Teil der sogenannten „Wunderlinie“ des Eisenbahnverkehrs zwischen Groningen und Bremen war im Dezember 2015 von dem Frachtschiff „Ems Moon“ stark beschädigt worden. Seitdem müssen Reisende zwischen Leer und Weener Busse des Ersatzverkehrs nutzen. Durch den Neubau können die Züge von Leer aus wieder grenzüberschreitend fahren. Die neue Hub-Drehbrücke ermöglicht es zukünftig auch großen Schiffen auf der Ems, sicher durch die geöffnete Friesenbrücke zu navigieren.