Seine letzte Reise: Erich Wilts ist tot
Der Leeraner war einer der bekanntesten und versiertesten Hochseesegler Deutschlands – Viele Reportagen im OMa
Erich Wilts, geboren am 20. April 1942, berichtete zusammen mit seiner Frau Heide 20 Jahre lang für das OMa über die Segelabenteuer, die die beiden in die entlegensten Winkel der Welt führten. Am 2. Dezember ist er im Alter von 80 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in seinem Wohnort Heidelberg verstorben.
Leer/Heidelberg. Von Ostfriesland aus an das Ende der Welt: Was waren das jedes Mal für fantastische Geschichten und atemberaubende Bilder, die Heide und Erich Wilts von ihren Weltumsegelungen in die entlegensten Winkel dieser Welt mit in die Redaktion des Ostfriesland Magazins brachten. Reportagen, die unvergessen bleiben werden, wie die von der Strandung in der Antarktis etwa („Gestrandet in der weißen Hölle“; s. OMa 12/2002). Sie haben unser Heft 20 Jahre lang bereichert. Zusammen mit den Eheleuten, die seit 1969 gemeinsam segelten, haben wir in unserem Verlag auch Bücher publiziert. Am 2. Dezember ist Erich Wilts nun nach kurzer, schwerer Krankheit auf seine letzte Reise gegangen. Er verstarb im heimischen Heidelberg und hinterlässt seine Frau Dr. Heide Wilts, die er auf Norderney kennenlernte.
„Wenn nur ein kleiner Teil Ihrer Wünsche für uns in Erfüllung geht, dann haben wir noch ein schönes Jahrzehnt vor uns. An uns soll’s nicht liegen!“, bedankte sich Erich Wilts, der in Leer aufwuchs, für die Glückwünsche zu seinem Geburtstag und dem seiner Frau. Im Frühjahr waren die Wilts beide 80 Jahre alt geworden. Ende Mai meldete er sich das letzte Mal vor den anstehenden Törns mit der „Freydis“, die kurz danach starten sollten: Island – Grönland – Färöer – Schottland. Der dritte und letzte Törn sollte am 5. September im schottischen Oban enden. Danach, so die Pläne, sollte es wiederlangsam in heimische Gewässer gehen.
Im September war ich im Urlaub, nachdem aber auch im Oktober von ihm immer noch keine der obligatorischen Mails oder Anrufe bei mir aufgelaufen waren, suchte ich in der App „Marine Traffic“ nach der „Freydis“ – und fand sie in Leer, wo sie schon seit dem 20. August lag. Mir schwante nichts Gutes! Das war so ungewöhnlich, dass ich mich im engeren Umfeld der beiden erkundigte. Und meine Befürchtungen sollten sich bestätigten:Erich Wilts war während der Reise schwer erkrankt, nach Deutschland geflogen und das Boot von einer professionellen Crew nach Leer geholt worden. Nur wenige Wochen später kam dann die Nachricht von seinem unerwartet schnellen Tod.
Nach Abitur, BWL-Studium und langjähriger Unternehmer-Tätigkeit beschloss Erich Wilts gemeinsam mit seiner Frau Heide, die damals als Oberärztin am Krankenhaus in Weener tätig war, am 30. April 1990, das bürgerliche Leben hinter sich zu lassen und sich ganz dem Hochseesegeln zu widmen. In seinem langen Seglerleben ließ er mehr als 350000 Seemeilen im Kielwasser zurück. Das Segeln gelernt hatte er in heimatlichen Gewässern im ostfriesischen Leer, auf der Ems und im Wattenmeer, die er schon als Kind mit der Jolle erkundete.
Als ihre Yacht, die „FreydisII“, 2011 im Tsunami von Japan havarierte, haben sie mit Anfang 70 eine neue gebaut, haben gesagt, dass sie nicht zu Hause auf dem Sofa auf den Tod warten wollen. Ich habe das immer sehr bewundert, was die Wilts gemacht haben. Diesen Antrieb. Diese Energieleistung. Wie konsequent sie diesen Traum gelebt haben. Sie haben so unglaublich viel von der Welt gesehen. Was für ein erfülltes Leben! Ich wünsche Ihnen „fair winds“, lieber Herr Wilts, wo auch immer Sie jetzt unterwegs sein mögen.
Holger Bloem