Lichtblick für die Krabbenfischer

EU-Kommission reagiert auf Kritik und entschärft ihren Verbotsplan

Lichtblick für die Krabbenfischer

Stiller Protest: Wie hier im Greetsieler Hafen haben Fischer vielerorts in Ostfriesland und Norddeutschland schwarze Kreuze mit Netzen aufgestellt.

Ostfriesland. Die Krabbenfischer der Nordseeküste haben in ihrem Kampf gegen eine neue EU-Verordnung einen Teilerfolg errungen. Das Büro von EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius betonte gegenüber der Rheinischen Post, dass die Grundschleppnetzfischerei ab März 2024 „nicht automatisch“ verboten werde. Genau das jedoch hatten die Fischer befürchtet.

Wie berichtet, hatte die EU einen Aktionsplan ankündigt, der das Fischen von Krabben mit Grundschleppnetzen in Meeresschutzgebieten untersagen soll. Betroffen wären davon im ersten Schritt ab 2024 alle Schutzgebiete rund um die Ostfriesischen Inseln, ab 2030 dann noch weitere Gebiete auf offener See. Seit dem Bekanntwerden dieses Planes protestieren die Fischer dagegen, inzwischen haben alle Nord-Länder sowie Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Die Grünen) ihre Solidarität versichert. „Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die Krabbenfischerei schonender für den Meeresboden ist als andere Grundschleppnetzfischereien“, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.

Die erste Reaktion aus Brüssel kam Ende März, nachdem die CDU-Europaabgeordneten David McAllister, Jens Gieseke und Niclas Herbst einen Brief an die Kommission geschickt und auf die Situation der Fischer aufmerksam gemacht hatten. Dieses Schreiben sei „positiv aufgenommen“ worden, hieß es daraufhin aus Brüssel.

Der Greetsieler Gerold Conradi, einer der Hauptorganisatoren des Protestes, sprach gegenüber der Norder Tageszeitung „Ostfriesischer Kurier“ von einem „Lichtblick“. „Es ist wahrscheinlich, dass wir auch nach 2023 noch in unseren Gewässern fischen dürfen“, sagte er. Doch noch immer drohe eine Verschärfung der Maßnahmen ab 2030. In ihrer Antwort an die Rheinische Post fordert die Kommission, dass die nationalen Behörden bis 2024 einen Fahrplan zu mehr Meeresschutz auflegen. Generell müsse es einen Übergang zu weniger schädlichen Fangmethoden geben, diesen jedoch schrittweise, verträglich für die Familienbetriebe und mit entsprechendem finanziellen Ausgleich.

Angesichts der Tatsache, dass „in der Europäischen Union 79 Prozent des Meeresbodens vor den Küsten als beschädigt gelten“, wolle die EU den Übergang zu weniger schädlichen Fanggeräten gestalten, heißt es in einem Schreiben des Umweltkommissars Virginijus Sinkevicius an McAllister. Dies solle in Zusammenarbeit mit den Fischern und den Küstengemeinden geschehen. Bisherige Bemühungen der Fischer für eine Erholung der Fischbestände würden anerkannt, ebenso die „wichtige Rolle“, die die Krabbenfischerei für die Kultur des Nordens und den regionalen Tourismus spielt.