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Erstellt:
26. März 2025, 17:50 Uhr
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Besonderer Fund auf Juist

Spaziergänger entdeckte am Strand der Insel eine Driftkarte aus dem Jahr 1961

Die auf Juist angespülte Driftkarte aus dem Jahr 1961. Wer damals eine solche eingeschweißte Karte fand, bekam sogar eine vorgedruckte Postkarte mitgeliefert, um den Fundort an das Deutsche Hydrographische Institut zu melden.

Die auf Juist angespülte Driftkarte aus dem Jahr 1961. Wer damals eine solche eingeschweißte Karte fand, bekam sogar eine vorgedruckte Postkarte mitgeliefert, um den Fundort an das Deutsche Hydrographische Institut zu melden. ©

Juist. Ein ungewöhnlicher Fund am Juister Strand sorgte Anfang März für Aufsehen, als bekannt wurde, dass ein Spaziergänger im Januar eine eingeschweißte Plastikkarte entdeckt hatte, die 1961 Teil eines wissenschaftlichen Strömungsexperiments gewesen ist. Auf der mehr als 60 Jahre alten Driftkarte befand sich die Aufforderung, den Fundort per beigefügter vorgedruckter Postkarte an das Deutsche Hydrographische Institut (DHI) zu melden – aktuell wurde die Karte an das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg weitergeleitet, die Nachfolgeorganisation des DHI.

Die damals eingesetzten Plastikkarten dienten der Untersuchung der Meeresströmungen in der Nordsee. Mit rund 4000 verteilten Karten, von denen etwa 30 Prozent von Findern aus England, Norwegen, Schweden, Dänemark und Deutschland zurückgesendet wurden, wollte man unter anderem auch die Dynamik von Ölverschmutzungen nachvollziehen.

Ein weitere Driftkarte mit der Seriennummer 3892 wurde 1992 in Schweden entdeckt und befindet sich in der Bibliothek des BSH. Die Sammlung wissenschaftlicher „Flaschenpostbriefe“ bietet weltweit einzigartige Einblicke in die Anfänge der Strömungsforschung. Dazu Helge Heegewaldt, Präsident des BSH: „Der überraschende Fund dieser Driftkarte ist ein spannendes Zeugnis der historischen Meeresforschung. Er zeigt, wie in der Vergangenheit Meeresströmungen untersucht wurden – eine Aufgabe, die das BSH heute mit modernster Technologie fortführt. Doch das Ziel bleibt dasselbe: die Dynamik der Meere zu verstehen und wertvolle Erkenntnisse für Umwelt- und Klimafragen zu gewinnen.“ Bereits in den 1970er-Jahren waren ähnliche Versuche in der Ostsee unternommen worden. Das Institut für Meereskunde der Akademie der Wissenschaften der DDR brachte in den Jahren 1976 und 1977 insgesamt 12800 Driftkarten im Bereich der Arkona- und Beltsee in Umlauf, um die Ausbreitung von Öl nach möglichen Havarien zu analysieren.

Während früher solche Driftkarten oder „Flaschenposten“ zur Strömungsforschung eingesetzt wurden, nutzt das BSH heute modernste Technologien. Im internationalen Argo-Programm treiben fast 4000 Argo-Treibbojen in den Weltmeeren – auch in der Ostsee und in Polargebieten – und liefern kontinuierlich Datenprofile zur Strömungsanalyse. Deutschland beteiligt sich aktiv, indem es jährlich rund 50 dieser Messinstrumente finanziert und deren Betrieb sowie Weiterentwicklung durch das Argo Germany-Team unterstützt.

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