Historisches Grab in Jever geöffnet
Jetzt könnte sich klären, ob auch die einstige Regentin Maria von Jever in der Gruft unter dem Edo-Wiemken-Denkmal liegt

Ralf Dröge vom Staatlichen Baumanagement Nord-West entfernte einen Stein aus der Gruft unter dem Edo-Wiemken-Denkmal. Durch die Öffnung wurde der Blick in die Grabkammer mit einer 360-Grad-Kamera möglich. Ein historischer Moment – nicht nur für Prof. Dr. Antje Sander vom Schlossmuseum. ©
Jever. Erstmals nach 140 Jahren hat das Staatliche Baumanagement Nord-West die vermutete Grabstätte von Fräulein Maria von Jever (1500–1575) geöffnet. Die Öffnung erfolgte im Rahmen der aufwendigen Sanierung des Edo-Wiemken-Denkmals an der evangelisch-lutherischen Stadtkirche von Jever. Das Renaissance-Kunstwerk aus dem 16. Jahrhundert ist unter anderem aufgrund von Rissen in den Alabasterfiguren, bröckelndem Holz und Absackungen über der Krypta dringend sanierungsbedürftig. Ziel der Graböffnung ist eine statische Untersuchung mit einem Laserscanner. Zugleich könnte eine jahrhundertealte Frage beantwortet werden: Liegt die einstige Regentin, deren Verbleib nach ihrem Tod vor 450 Jahren bis heute ungeklärt ist, tatsächlich dort begraben? „Für die Menschen in Friesland ist Maria von Jever eine bedeutende Persönlichkeit“, so Prof. Dr. Antje Sander, Leiterin des Schlossmuseums Jever. „Das Grabmal, das sie für ihren Vater Edo Wiemken geschaffen hat, ist ein Kunstwerk von nationalem Rang. Die Gruft ist als Grablege für die Gebeine ihrer Familie konzipiert, deren letztes Mitglied sie war. Deswegen halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass auch Maria dort bestattet wurde.“
Bei der Graböffnung wurde aus der Gruft zunächst ein Backstein entnommen, sodass eine 360-Grad-Kamera durch die Öffnung eingeführt werden konnte. Die Bilder aus dem Inneren der Kammer zeigen Reste von Särgen – vier kleine und ein großer – und menschliche Gebeine. Ob und in welchem Umfang weitere archäologische oder anthropologische Untersuchungen erfolgen, ist noch nicht entschieden. Sollten die Sanierungsarbeiten es erfordern, dass die Gruft geräumt wird, werden die Särge restauriert, die Knochen untersucht und rebestattet. Vorher bleiben sie unangetastet.
„Die Graböffnung ist ein außergewöhnlicher Moment, der Denkmalschutz, Bauwesen und Geschichtsforschung zusammenbringt“, sagte Sönke Gebken, Regionalstellenleiter beim Staatlichen Baumanagement Region Nord-West. Die Sanierung erfolgt in vier Bauabschnitten: Nach der Ertüchtigung der Gebäudehülle und der Erneuerung der Gebäudetechnik wird nun das Denkmal untersucht und konservatorisch betreut.