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26. Januar 2022, 17:40 Uhr
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Trauer um Johann Haddinga

Früherer Chefredakteur des Ostfriesischen Kuriers und Autor des Ostfriesland Magazins ist im Alter von 87 Jahren gestorben

Trauer um Johann Haddinga

Norden. „Allerbest – un munter hollen!“ Mit dieser plattdeutschen Grußformel schließt die letzte E-Mail Johann Haddingas an die Redaktion der Norder Tageszeitung „Ostfriesischer Kuier“ wenige Tage vor seinem Tod am 26. Dezember 2021. Er kündigt darin einen Beitrag für die von ihm betreute Kurier-Reihe „Heim und Herd“ an. Fast schon entschuldigend fügt er hinzu, dass er damit „wenigstens etwas“ zur Heiligabend-Ausgabe beitragen wolle – trotz schwerer Krankheit. Am zweiten Weihnachtsfeiertag ist der frühere Chefredakteur des „Ostfriesischen Kuriers“, Autor des „Ostfriesland Magazins“, Buchautor und über die Grenzen Ostfrieslands hinaus bekannte Journalist im Alter von 87 Jahren gestorben. Er hinterlässt seine Frau Gisela, einen Sohn und zwei Enkelkinder.

„Theoretisch gibt es für einen Journalisten kein Ende seines Schaffens.“ Das sagte der langjährige frühere Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“, Dieter Schröder, einmal in einem Interview. Auf Johann Haddinga traf dies zu wie auf keinen zweiten. Der Journalist wurde am 26. November 1934 in Norden geboren. Nach seinem Abitur am Ulrichsgymnasium Norden und einem Volontariat bei der „Ostfriesen Zeitung“ in Leer zog es ihn 1959 zur „Nordsee Zeitung“ nach Bremerhaven. Dort wurde er 1968 stellvertretender Chefredakteur. Den Kontakt zu seinem Geburtsort verlor er nie. Er veröffentlichte Beiträge über Norden und Ostfriesland, besuchte die Küstenstadt regelmäßig und verfolgte die Entwicklung in seiner Heimatstadt. Er selbst bezeichnete sich als einen „Ostfriesen mit Stammbaum und im Herzen“. Gern sagte Johann Haddinga darum zu, als ihm im Herbst 1983 Verleger Christian Basse die Chefredaktion des „Ostfriesischen Kuriers“ antrug.

Bis zu seiner Pensionierung mit Jahresende 1999 prägte „had“ – so sein Kürzel – das Blatt. Seine Beiträge standen für Klarheit, Objektivität und Wahrhaftigkeit. Auch später im „Un“-Ruhestand blieb Johann Haddinga dem Verlag Soltau-Kurier Norden (SKN) verbunden, für den er viele Jahre auch den grünen „Ostfreeslandkalender“ redaktionell betreute, und pflegte einen engen Kontakt zur Redaktionen. Zu den aktuellen Ausgaben steuerte er zahlreiche Artikel bei, meist mit historischem Hintergrund. Rund zwei Jahrzehnte lang standen verschiedene bei den Leserinnen und Lesern beliebte Rubriken weiter unter seiner Verantwortung, wie die plattdeutschen Beiträge oder das wöchentlich erscheinende Kurier-Leserfoto. Und bis zuletzt kümmerte er sich um die Beilage „Heim und Herd“. Daneben machte sich Johann Haddinga auch als Autor zahlreicher Bücher einen Namen. Schon zu seiner Bremerhavener Zeit schrieb er „Über die Ostfriesen“. Es folgte „Das Buch vom ostfriesischen Tee“. Dem ostfriesischen Humor widmete er mit Co-Autor Theo Schuster gleich vier Bände. Weitere Publikationen beschäftigten sich mit seiner Heimatstadt, dem Badeleben sowie den Kriegs- und Nachkriegsjahren in Ostfriesland.

2020 erschien mit „Bewegte Jahre in Ostfriesland“ eine komprimierte und ergänzte Neuauflage seiner drei inzwischen vergriffenen Bücher zur „Stunde Null“, dem Kriegsalltag in Ostfriesland und den Jahren des Wiederaufbaus. Rund ein Jahr lang beschäftigte sich Haddinga dafür noch einmal ausgiebig mit seinem „Steckenpferd“, der lokalen und regionalen Geschichte.

Als der Vize-Regierungspräsident Dieter Boll anlässlich der feierlichen Verabschiedung Johann Haddinga das Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens verlieh, würdigte Boll nicht nur die berufliche Leistung des scheidenden Chefredakteurs, sondern auch sein außerordentliches ehrenamtliches Engagement. 1985 berief ihn der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) als Gründungsmitglied in die Stiftung Niedersachsen. Projekte wie Förderung der Kunsthalle Emden, der Landschaftsbibliothek, der Ostfriesischen Landschaft oder des Kulturschatz Bauernhof wurden durch Haddinga begleitet.

Unter der tatkräftigen Mithilfe Haddingas wurden der „Runde Tisch“ und der Förderverein des Ostfriesischen Teemuseums gegründet. Er gehörte zu den Mitbegründern des 1989 eröffnetenMuseums. Der Heimatverein Norderland als Träger ernannte ihn für seine Verdienste zum Ehrenmitglied. Seit 2018 war er zudem Ehrenmitglied der Ostfriesischen Landschaft. Haddinga war seit 1999 Landschaftsmitglied und bis 2017 Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses. Als zweiter Vorsitzender des Vereins Gnadenkirche Tidofeld half er beim Aufbau der Dokumentationsstätte zur Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen in Nordwestdeutschland mit.

Anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt Norden im Jahr 2005 war Johann Haddinga Vorsitzender des organisierenden Komitees. Als Mitglied der gleichnamigen Arbeitsgruppe sorgte er mit dafür, dass auf dem Norder Marktplatz Repliken der historischen Pumpen aufgestellt wurden. Er war einer der Impulsgeber dafür, dass anlässlich des 300. Todestages des weltberühmten Orgelbauers 2019 der Platz neben der Ludgerikirche „Arp-Schnitger-Platz“ genannt wurde. Dafür wurde der „Stadtchronist“ , wie ihn der damalige Bürgermeister Heiko Schmelzle (CDU) bezeichnete, 2020 während des Norder Neujahrsempfangs geehrt.

Johann Haddinga wird fehlen, in der Stadt, in der Familie und nicht zuletzt in den SKN-Redaktionen.

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