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7. Dezember 2022, 18:20 Uhr
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Umweltverschmutzung befürchtet

Diskussion um LNG-Terminal in Wilhelmshaven: Kritik an Biozid-Einleitung und Sorge um die Nordsee

Ende Oktober war er noch Niedersachsens Umweltminister, in der neuen rot-grünen Landesregierung, die Anfang November vereidigt wurde, ist er nun wieder Wirtschaftsminister: Olaf Lies (SPD), der gebürtig aus der Jadestadt stammt. Bei einer fast dreistündigen Informationsveranstaltung des Umweltministeriums im Wattenmeer-Besucherzentrum in Wilhelmshaven diskutierten Umweltschützer, Politiker, Fischer und Bürger über Risiken und Bedenken.

Ende Oktober war er noch Niedersachsens Umweltminister, in der neuen rot-grünen Landesregierung, die Anfang November vereidigt wurde, ist er nun wieder Wirtschaftsminister: Olaf Lies (SPD), der gebürtig aus der Jadestadt stammt. Bei einer fast dreistündigen Informationsveranstaltung des Umweltministeriums im Wattenmeer-Besucherzentrum in Wilhelmshaven diskutierten Umweltschützer, Politiker, Fischer und Bürger über Risiken und Bedenken. ©

Wilhelmshaven. Mitten in der Energiekrise wachsen in Wilhelmshaven die Sorgen vor Umweltverschmutzungen und Schäden durch das im Bau befindliche Importterminal für Flüssigerdgas (LNG). Bei einer fast dreistündigen Informationsveranstaltung im Wattenmeer-Besucherzentrum am Dienstagabend, an der auch Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) teilnahm, diskutierten Umweltschützer, Politiker, Fischer und Bürger über Risiken und Bedenken. Zu der Veranstaltung, zu der das Umweltministerium eingeladen hatte, waren rund 300 Interessierte gekommen.

Viele Teilnehmer bemängelten, dass es zu wenig Informationen zu den LNG-Projekten gebe und bekundeten wenig Vertrauen zu den Behörden. „Ich habe das Gefühl, dass wir überrollt werden“, sagte ein Zuhörer. Es sei angesichts der Vielzahl von Vorhaben nicht nachvollziehbar, was in der Stadt passiere. „Die Kommunikation hat nicht die Geschwindigkeit, die sie haben müsste“, gab Umweltminister Lies zu. Er warb jedoch auch um Verständnis. Es müsse in „unglaublicher Geschwindigkeit“ die Abhängigkeit von russischem Gas beendet werden. Dazu müsse Energie importiert werden, zunächst durch LNG-Terminals. Mittelfristig solle diese Infrastruktur für den Import von „grünen Gasen“ wie Wasserstoff genutzt werden können.

Vor allem an der Einleitung von mit Bioziden behandelten Abwässern des LNG-Terminalschiffes „Höegh Esperanza“, das ab Ende Dezember in Wilhelmshaven in Betrieb gehen soll, entzündete sich Kritik. Denn um das mit Tankern angelieferte verflüssigte Erdgas wieder in Gas umzuwandeln, muss es an Bord der schwimmenden LNG-Terminals mit Nordseewasser erwärmt werden. Damit die Seewassersysteme des Schiffes nicht mit Muscheln oder Seepocken zuwachsen, muss laut dem Betreiber Uniper Chlor als Biozid eingesetzt werden. Wie aus Antragsunterlagen hervorgeht, beabsichtigt Uniper, jährlich bis zu 178 Millionen Kubikmeter mit Bioziden behandelte Abwässer in die Jade einzuleiten. Umweltschützer fürchten dadurch Schäden für Nordsee und Wattenmeer. „Da reden wir nicht nur über Chlor, sondern über zahlreiche Verbindungen“, sagte Imke Zwoch vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).

Deutliche Kritik kam auch von Krabben- und Muschelfischern. Seit mehr als 100 Jahren würden in der Jade Krabben und Muscheln gefangen, sagte der Präsident des Landesfischereiverbandes Weser-Ems, Dirk Sander. „Wenn dieses ganze Geraffel tatsächlich kommt, dann können wir das Land verlassen. Dann ist die Jade für uns tot.“ Wer wolle die Krabben und Muscheln nach der Einleitung der mit Bioziden behandelten Abwasser noch essen, fragte Sander.

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