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25. April 2025, 16:10 Uhr
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Verschollenen Frachter entdeckt

Eigentlich wollten die „Gezeitentaucher“ ein gesunkenes U-Boot inspizieren, stießen jedoch auf die „Lotte Halm“.

Wurde 1941 von britischen Fliegern angegriffen und sank: der Frachter „Lotte Halm“, 1914 ursprünglich für die Kriegsmarine als Öltanker gebaut.

Wurde 1941 von britischen Fliegern angegriffen und sank: der Frachter „Lotte Halm“, 1914 ursprünglich für die Kriegsmarine als Öltanker gebaut. ©

Norderney. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mit Hauptsitz in Hamburg befasst sich mit der Seevermessung. Die Suche von Wracks oder, wie es im Fachjargon heißt, „die Untersuchung von Unterwasserhindernissen“, ist ein Spezialfall der Seevermessung. Dabei werden vor allem die Lage und die geringste Tiefe von Objekten auf dem Meeresboden bestimmt. Beide Informationen werden in der Regel in der Seekarte dargestellt.

Jedes Jahr werden etwa 200 Objekte untersucht, darunter sind rund 40 neue Wracks. Unterwasserhindernisse unterliegen einer ständigen Veränderung. Die in den Meeren vorherrschenden Umweltbedingungen beeinflussen den Zustand und die Stabilität der Objekte. Daher ist es auch so schwer auszumachen, um welche Objekte es sich handelt und so wurde das Wrack, das etwa 27 Kilometer nördlich vor Norderney in einer Tiefe von 35 Metern liegt, vom BSH als U-Boot (Submarine) klassifiziert – entsprechend der Eintrag in den Seekarten.

Als eine fünfköpfige Gruppe der „Gezeitentaucher“, einer Gemeinschaft von Sporttauchern, die sich die Untersuchung von Wracks in der Nordsee auf die Fahnen geschrieben hat, im Oktober vergangenen Jahres an der vom BSH benannten Position des vermeintlichen U-Bootes in 35 Meter Tiefe abtauchte, staunten sie nicht schlecht, als sie stattdessen ein 71 Meter langes eisernes Dampfschiff mit zwei Propellern vorfanden, das fast vollständig gekentert auf dem Kopf liegt. Das Wrack wurde während des Tauchgangs untersucht und per Fotogrammetrie digitalisiert.

Durch Recherchen konnten die Unterwasserspezialisten zu Beginn dieses Jahres auf den Dampfer „Lotte Halm“ schließen. Anhand der Länge des Schiffes, dem Abgleich der Dampfmaschine mit den Daten von Lloyds London und der Beschreibung des Untergangs in Kriegstagebüchern ließ sich diese Vermutung eindeutig bestätigen. Der Dampfer „Lotte Halm“ war 1914 ursprünglich als Öltanker für die Kriegsmarine im Ersten Weltkrieg gebaut worden. Später wurde das Schiff zum Frachter umgebaut. 1927 ging es an eine Kölner Reederei und wurde in „Lotte Halm“ umbenannt. Auf ihren Internetseiten beschreiben die „Gezeitentaucher“ den Untergang des Schiffes. Demnach war die „Lotte Halm“ am 14. August 1941 mit Schnittholz beladen auf der Fahrt von Brunsbüttel nach Papenburg. Ab Cuxhaven folgte sie dem norwegischen Frachter „Marvel“, der einen Begleitoffizier an Bord hatte. Es herrschte Sturm. Vor der deutschen Nordseeküste nördlich von Norderney wurde sie um 18.45 Uhr von britischen Flugzeugen angegriffen. Durch MG-Beschuss und Brandbomben explodierten die Aufbauten und die Ladung geriet in Brand. Vier Personen kamen ums Leben. Den Überlebenden gelang es, in ein Rettungsboot zu steigen. Sie wurden von der „Marvel“ aufgenommen und nach Borkum gebracht. Am Abend des 15. August 1941 wurde das Schiff aufgegeben, Tage später sank es.

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